Die Gesellschaft,
glaubt niemals gern etwas zum Nachteil derer, die reich und faszinierend zugleich sind.
Sie fühlt instinktiv, daß Formen wichtiger sind als Moral, und in ihren Augen ist
die höchste Ehrbarkeit weit weniger wert als der Besitz eines guten Kochs.
Und es ist wirklich ein schwacher Trost, wenn einem erzählt wird, daß der Mann,
der ein schlechtes Dinner und elenden Wein aufgetischt hat, ein einwandfreies
Privatleben führe. Selbst die Kardinaltugenden können nicht für kalt gewordene
Entrées entschädigen, wie Lord Henry bei Gelegenheit zu diesem Thema
bemerkte; und vieles spricht für seine Ansicht.
Denn die Regeln der guten Gesellschaft sind die gleichen wie die Regeln der
Kunst oder sollten es wenigstens sein. Die Form ist das Wesentliche daran.
Sie sollten die Würde einer Zeremonie haben und auch ihre Unwirklichkeit;
sie sollten den unaufrichtigen Charakter eines romantischen Spieles
mit dem Witz und der Schönheit verbinden, die solche Spiele zum Genuß macht.
Ist Unaufrichtigkeit etwas so Schlimmes?
Ich glaube nicht.
Sie ist nur ein Mittel, unsere Persönlichkeit zu vervielfältigen.
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