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Sehr starker Rückenwind drückt uns. Kurz vor Herat
endet die Schotterstraße. Wir steigen ab, knien nieder
und küssen den Asphalt! Eine ebene Straße! Zum ersten
Mal können wir wieder rollen!
Nach zwei Tagen in Herat fahren wir aus Zeitgründen
mit dem Bus, auf der Südroute über Kandahar, nach
Kabul. In Kabul beginnt um 23:00 Uhr die Ausgangssperre!
Die Stadt wird ausgeleuchtet. - Auf dem Geldschwarzmarkt
werden Dollars in indische Rupees zu einem 25% besseren
Kurs als in Indien gewechselt! Kabul, welchen Namen bringe
ich nur mit der Stadt Kabul in Verbindung? - Na klar, jetzt
fällt es mir wieder ein: "Pils", Familie Pils! Herr Pils
hatte mir einmal Unterricht gegeben. Vor einigen Jahren
ist er mit seiner Familie nach Kabul gezogen. Vom nächsten
VW-Bus, den wir treffen frage ich die Fahrerin auf deutsch,
ob sie Herrn Pils kennt. Sie antwortet mir prompt: "Ja,
ich kenne Herrn Pils, er arbeitet in der von den Deutschen
errichteten Schule als Lehrer. Die Schule befindet sich
ganz in der Nähe von hier..." Mit unseren beladenen Rädern
fahren wir auf das Schulgelände. Ich frage mich durch, bis
ich endlich vor der Klasse stehe, in der Herr Pils gerade
unterrichtet. Es hat soeben zur Pause geläutet, noch hat
niemand die Klasse verlassen. Ich klopfe an die Tür und
trete ein. "Guten Tag Herr Pils, kennen sie mich noch?"
Ich kann ihn in diesem Augenblick nicht wiedererkennen,
aber er muß es ja sein. Er antwortet: "Nein". Ich gehe
auf ihn zu und händeschüttelnd sage ich zu ihm: "Ich bin
Markus Diehl aus Hamburg." Er reißt die Augen und den
Mund auf, schnappt nach Luft, und fast kippt er um. "Ich
bin mit dem Fahrrad gekommen."
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