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Im Gästehaus der Sikhs, unweit vom Goldenen Tempel, in
Amritsar, kann jeder für drei Tage frei wohnen und
essen. Am Eingang sind Fotos von Tempelräubern ausgestellt.
Viele Sikhs sind mit Messern und Dolchen bewaffnet. Ihre
Skalps waren beliebte Trophäen der Mongolen.

Beim Barbier lasse ich mir die Haare, wegen der Hitze
und auch aus Gewichtsgründen, ganz kurz abschneiden.
Jedes überflüssige Gramm meines Gepäcks habe ich entfernt.
Von der Landkarte ist nur noch die eingezeichnete Straße,
meine Route, übrig geblieben.
Die Schnallen der Packtaschen sind abgetrennt.
Die Packtaschen sind mittlerweile fast leer.

Je weniger Gepäck ich dabei habe, um so freier fühle ich mich!

In der zweiten Etage des Goldenen Tempels wird gerade
die Kuppel restauriert. Sikhs lesen im 1 1/2 Stunden
Rhythmus aus ihrem Buch vor. In diesem Raum wird angeblich
seit 300 Jahren Tag und Nacht pausenlos gebetet.

Ich klettere zu den beiden Restaurateuren aufs Gerüst unter die
goldene, mit Spiegeln geschmückte Kuppel. Aus der Schüssel
neben mir, in der die Spiegel gereinigt werden, gelingt es mir
unbemerkt einen der kleinen runden Spiegel zu nehmen. -
Doch mir wird bewußt, daß mir ein gestohlener Spiegel kein
Glück bringen kann. Ich zeige einem der Arbeiter den Spiegel
und frage, ob ich ihn behalten kann. Daraufhin gibt mir einer
der Arbeiter einen anderen, viel schöneren Spiegel. Zuerst
kann ich es nicht fassen, tatsächlich im Besitz eines 300 Jahre
alten, im Iran mundgeblasenen Spiegels aus dem
Deckengewölbe des Goldenen Tempels von Amritsar, dem
höchsten Heiligtum von 10 Millionen Sikhs, zu sein!

Welch eine positive Energie muß in ihm stecken! -




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