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In der Bahn sitzt eine Inderin mit türkisblauen
Plastiksandalen neben mir. Um den einen Zeh steckt
ein kleiner Silberring. Sie hat eine ganz dunkelbraune
Hautfarbe, dazu paßt ihr knallig roter Nagellack. Ihr
kleiner Sohn hat die Nägel in der gleichen Farbe lackiert.
Die Fußsohlen sind rot gefärbt. Auch der Scheitel und der
Punkt auf der Stirn sind rot. In den Stationen wird von
beiden Seiten hundertfach Tschai, Tschai, Tschai gerufen.
Sie rufen das den ganzen Tag lang. Die Zeitung erwähnt
einen "Killer Virus", der noch nicht identifiziert werden konnte.
Innerhalb von 48 Stunden setzt der Tod ein. Dem befallenem
Opfer kann nicht geholfen werden. Eben fliegt ein faustgroßer
Stein durch das Fenstergitter und trifft die Schläfe des alten
Mannes neben mir. Zum Glück hat das Gitter die Wucht
Gedämpft. Das kleine Kind neben mir hat unter den Augen
einen schwarzen Lidstrich. 17:00 Uhr, der Inder neben mir
packt einen Topf mit fertig zubereitetem Blumenkohl,
Kartoffeln und Chepati aus. Auf einmal hat jeder seinen
Napf ausgepackt und ißt. Die Nacht schlafe ich im Gepäcknetz.
Varanasi-Ghats. Die Steintreppen am Fluß Ganges.
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