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Um 4:30 Uhr aufgestanden, um die beim Sonnenaufgang
als heilig geltende Badezeremonie mitzuerleben. Ich
gehe die Stufen durch hunderte von Menschen zum Fluß
hinunter und am Ufer entlang zur Totenverbrennungsstätte
und stoße auf einen bemalten Toten. Ich erkenne ihn wieder,
er ist gestern am Hausboot vorbeigetrieben. Das Wasser hat
ihn angeschwemmt. Er ist unbekleidet und liegt auf dem
Bauch. Die Beine sind unnatürlich verdreht, das eine, das im
Wasser liegt, ist ganz weiß. Der After ist weit aufgeschlissen
und die Innereien quellen heraus. Die Kopfhaut ist angefault.
Zwei abstoßende Hunde nagen an dem Toten. Der eine frißt
die Zehen, der andere zieht mit spitzen Zähnen die
Gesichtshaut ab!

Schließlich erreiche ich die Verbrennungsstätte. Auf
Holzscheiten werden die in Tücher eingewickelten Toten
verbrannt. Das Zuschauen ist unerwünscht, und ich entferne
mich von diesem schauderhaften Ort. Den ganzen Tag geht
mir der Tote, an dem die Hunde nagten, durch den Kopf. Hier
in Varanasi wird mir sehr die Vergänglichkeit meines Körpers
bewußt.




> > >   08 Nepal



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